- Mably
- Mably[ma'bli], Gabriel Bonnot de [bɔ'no də-], französischer Philosoph und Historiker, Frühsozialist, * Grenoble 14. 3. 1709, ✝ Paris 23. 4. 1785; älterer Bruder von É. Bonnot de Condillac, Weltgeistlicher (genannt Abbé Mably), als Sekretär von Kardinal Pierre de Tencin (seit 1742 Staatsminister) v. a. auf außenpolitisch-diplomatischem Gebiet tätig. In historischen Abhandlungen mit scharfer Zeitkritik, die unter dem Einfluss J.-J. Rousseaus die zivilisatorischen Leistungen seiner Zeit als Zeichen von Dekadenz und Sittenverderbnis deutete, stellte er die Staatsformen und die Gesetzgebung der Antike als Vorbild hin. Er verurteilte das private Eigentum und forderte im Geist der Gleichheit und Freiheit einen Staat mit Gewaltenteilung, Volkssouveränität und kommunistischen Zügen. Aber nicht Revolution, sondern Einsicht und Reformen sollten bessere politische und gesellschaftliche Verhältnisse herbeiführen. In der Konföderation der Staaten sah er ein Mittel der Friedenssicherung. Seine Ideen wirkten erheblich auf die geistigen Führer der Französischen Revolution von 1789.Werke: Des droits et des devoirs du citoyen (entstanden 1758, herausgegeben 1789); Observations sur l'histoire de France, 2 Bände (1765); Doutes proposés aux philosophes, économistes, sur l'ordre naturel et essentiel des sociétés politiques (1768, Schrift gegen die Physiokraten); De la législation, ou Principes des lois (1776).Ausgabe: Collection complète des œuvres de l'abbé Mably, herausgegeben von Abbé Brizard, 15 Bände (1794-95, Nachdruck 1977).H.-U. Thamer: Revolution u. Reaktion in der frz. Sozialkritik des 18. Jh. Linguet, M., Babeuf (1973);T. Schleich: Aufklärung u. Revolution. Die Wirkungsgesch. G. B. de M.s in Frankreich 1740-1914 (1981).
Universal-Lexikon. 2012.